Gerade ist viel in Bewegung – und eben auch nicht. Für die einen ist das Ganze klar wie Kloßbrühe, für andere wiederum sind die ganzen Geschehnisse noch nicht so klar einzuordnen. Egal wie, es ist fakt, dass sich aktuell in der Beziehung oder vielleicht auch in der Art und Wiese wie Unternehmen Arbeit in der nächsten Zeit gestalten wollen was ändert. Diese Änderungen schlagen mitunter recht hohe Wellen, zeichnen sich aber doch, so finde ich zumindest schon eine ganze Weile ab. Ich versuche das mal so neutral wie möglich zu sortieren.
Die Märkte – die Unterschiede – eine Einordung
Wenn wir vom Recruiting her auf Märkte schauen, können wir mal grob festhalten, dass wir von zwei unterschiedlichen Typen sprechen: dem Bewerbermarkt und dem Arbeitgebermarkt. Beide haben unterschiedliche Ausprägungen und können auch recht klar ein paar wenigen Zeitepochen zugeschrieben werden.
Der Bewerbermarkt
Der Name sagt es ja schon: hier haben die Bewerber:innen die „Macht“, denn die Nachfrage nach Arbeitskräften übersteigt das Angebot. Dadurch entsteht (Achtung!) Fachkräftemangel und der Wettbewerb zwischen den Unternehmen beginnt. Der zeigt sich dann in dem was wir kennen und tun: Investitionen in Employer Branding, aktivere Recruiting-Methoden, mehr Benefits, Fokus auf Candidate Experience und Anpassung der Rahmenbedingungen (Gehalt, Arbeitsformen etc.). Der Hebel liegt hier ganz klar bei den Bewerber:innen, die aufgrund des Mangels überspitzt gesagt die Schrauben in alle Richtungen drehen können.
Dies war so beispielsweise in der Zeit des Wirtschaftswunders (1955-1969). Hier war quasi Vollbeschäftigung und der Wettbewerb um Arbeitskräfte wurde das Erste Mal so richtig entfacht. Ein paar Jahre später so um die 2000er kam mit dem New Economy Boom in der IT-Branche ein absoluter Mangel, was den Markt dort nachhaltig beeinflusste und seit 2012 haben wir eigentlich aufgrund sinkender Geburtenzahlen, zunehmender Verrentung der Babyboomer und stetig steigender Fachkräftenachfrage einen dauerhaften Bewerbermarkt – bis jetzt?
Der Arbeitgebermarkt
Der Arbeitgebermarkt, auch Unternehmensmarkt genannt kehrt dann logischerweise die Argumente des Bewerbermarktes um. Vor allem kennzeichnet den Arbeitgebermarkt, dass sich das Angebot dreht: es gibt auf Seiten der Bewerber:innen wieder Konkurrenz um Stellen und somit eine bessere Verhandlungsposition für Unternehmen. Das klingt für einige erstmal schlecht, muss es aber nicht sein – es ist eben der Markt. Daraus folgt dann was folgt: Unternehmen stellen dann recht schnell die „onTop“ Themen ein und „fahren“ die Auswahl- und Selektionskriterien (wieder) hoch.
Vor allem innerhalb zweier Zeitabschnitte zeigen sich diese Merkmale deutlich: 1973-1985 bei der Ölpreiskriese wurden extrem Stellen abgebaut, die Arbeitslosigkeit stieg an und Stellenbesetzungen waren schon fast Selbstläufer. Und dann zeigt die globale Finanz- und Wirtschaftskriese das Arbeitgebermärkte immer wieder kommen können. Hier verschlechterten sich vor allem die Arbeitsbedingungen im Zuge von ebenfalls enormem Stellenabbau.
Und aktuell? Arbeitgebermarkt oder Bewerbermarkt?
Es zeigt sich, dass die beiden Märkte sich irgendwie abwechseln, wobei seit mehr als 10 Jahren nun das Pendel in Richtung Bewerbermarkt ausgeschlagen hat. Doch derzeit scheint doch einiges eben in Bewegung zu sein und es deutet darauf hin, dass es Anzeichen für eine Verschiebung hin zu einem Arbeitgebermarkt gibt:
Wir haben und das ist denke ich nicht wegzusprechen in viele Bereichen ein stagnierendes Wachstum verbunden mit vielen planerischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten. Das schlägt sich mittlerweile sehr deutlich auf Investitionen usw. aus und mit Blick auf den Arbeitsmarkt zu weniger Stellen und steigender Arbeitslosenzahl. Wobei hier auch einschränkend gesagt werden muss, dass wir es derzeit mit einem dualen oder auch mehrdimensionalen Arbeitsmarkt zu tun haben. Es gibt Branchen die nach wie vor wachsen und in denen nach wie vor Mangel an Fachkräften existiert und eben Brachen die nahezu stillstehen.
Das führt dann zu unterschiedlichen Ausrichtungen und Vorgehensweisen in Unternehmen, die vor allem Stellen anpassen, HR-Strategien überarbeiten und eben aufgrund der derzeit merkbar steigenden Anzahl an einengenden Bewerbungen ihre eigene Verhandlungsposition justieren.
Geblieben und vielleicht versänkt haben sich die Treiber oder auch Gründe für den Wechsel: Gehalt stand (und steht) an erster Stelle. Sicherheit ist aber in Zeiten wie diesen (neuer) Treiber Nummer 1 für den Wechsel. Somit sind die Gründe „weg von“ immer sehr schnell gesagt, aber das „hin zu“ nicht mehr zu easy umgesetzt. Heißt anders ausgedrückt: die Jobmobilität sinkt, die Wechselbereitschaft knüpft sich an weitere Faktoren.
Es gibt sicher noch weitere Faktoren wie internationale Märkte, Rückgang von staatlichen Förderungen, Digitalisierung, Änderung des Konsumverhaltens uvm. die Merkmale sind und sein können die uns zeigen das wir auf einen Arbeitgebermarkt zusteuern oder vielleicht auch schon einen haben. Dieser wird aber anders sein als seine Vorgänger, da es viele unterschiedliche Strömungen geben wird die im Grunde gar nicht alle unter einen Hut zu bekommen sind. Das wird es schwierig machen für die die rekrutieren oder Arbeit gestalten müssen – aber sicherlich auch spannend.
Meine Dienstleistungen
Erfolgreiche Recruiting-Strategien entwickeln
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Dabei verfolge ich das Ziel, Employer Branding, HR-Marketing und Recruiting miteinander zu verzahnen und das Recruiting als strategischen Business Partner im Unternehmen zu etablieren.