Ich bin ein wenig late to party – ich weiß! Aber ich habe in der Tat lange überlegt, ob es denn neben dem allmächtigen Thema „KI“ überhaupt noch weitere Trends im Recruiting für das Jahr 2025 gibt oder vielleicht sogar überhaupt geben darf? Einige Buzzword kommen hier und da auf, haben aber meiner Meinung nach noch keine wirkliche Umsetzungsreife – oder sind keine Trends?!
Daher habe ich mit gedachte, schauste mal, was denn in den vergangenen Jahren so Trend im Recruiting war und versuchst daraus vielleicht Hauptströmungen abzuleiten, quasi hauseigene Recruiting Megatrends zu finden, die sich über die letzten 15 Jahre hinweg etabliert haben. Bei der Recherche habe ich einen der bekannten Bots genutzt, geschrieben und schlussgefolgert habe ich dann aber wieder selbst. Bin gespannt was ihr dazu sagt – für manche sicherlich eine kleine Zeitreise.
Recruiting Trends 2010 – die Grundlagen des Recruitings
In den Jahren rund um 2010 entstand nicht nur das Wort Digitalisierung, sondern das Ganze nahm in der Tat auch Fahrt auf. Das sieht man auch in den ganzen Recruiting Trends:
- Fachkräftemangel trotz Wirtschaftskrise: Ein Paradox, das damals echt so war: die meisten Unternehmen wollten wachsen, aber die meisten wussten gar nicht so richtig wie.
- Zunehmende Bedeutung des E-Recruitings: Das hieß so – und es war ein Meilenstein, dass über 90 % der Vakanzen auf den Unternehmenswebseiten und 62,9 % der Stellen in Online-Stellenbörsen veröffentlicht wurden. Und das auch erfolgreich: 72 % der Einstellungen kamen über diese Kanäle. Ab diesem Zeitpunkt kamen auch die Printmedien ins Straucheln.
- Anstieg elektronischer Bewerbungsverfahren: Das hatte dann die logische Folge, dass der Trend ganz klar zur elektronischen Bewerbung ging (fast 70% bewarben sich per Mail). Damals wie heute: Bewerber:innen mögen Mail – Unternehmen das Webformular.
- Nutzung von Suchmaschinen im Bewerbungsverfahren: Das finde ich spannend, denn da diskutieren wir heute noch: sollen wir Bewerber:innen Googlen. Damals sagten 22% ja, machen wir!
- Steigender Einsatz von Bewerbermanagementsystemen: Klar, die Zunahme von digitalen Möglichkeiten machte den Einsatz von Software im Recruiting auch unumgänglich.
- Steigende Relevanz von Kennzahlen: Die ersten zarten Pflänzchen der Recruiting Kennzahlen waren zu erkennen. Gekommen durch die Einführung der Bewerbermanagement Systeme und der Nutzung von Jobboards.
Recruiting Trends 2015 – das Internet schlägt zu
Fünf Jahre später zeichneten die Trends ein anderes Bild des Recruiting. Alles digitaler und das Internet und seine Möglichkeiten wurde immer präsenter.
- Fachkräftemangel und Demografischer Wandel. Der „War for Talent“ wurde intensiver diskutiert und vor allem unter dem Fokus des demografischen Wandels beleuchtet.
- Mobile Recruiting. Mit dem deutlichen Anstieg der Smartphone-Nutzung wurde es unumgänglich mobile-optimierte Karriereseiten und Bewerbungsprozesse einzuführen (hieraus wurde ein Recruiting-Trend-Evergreen).
- Social Media Recruiting. Auch nahm die Nutzung von Social Media innerhalb der Zielgruppen zu, sodass innerhalb Personalgewinnung auch Strategien für Social Media Recruiting entwickelt worden sind und eine neue Recruiting Sparte geboren wurde.
- Employer Branding. Employer Branding trat so richtig und das erste Mal in den Trends auf und wurde als entscheidend erkannt, um sich im Wettbewerb um Talente abzuheben. „Gekommen, um zu bleiben“ könnte man auch sagen.
- Active Sourcing. Eine neue Recruiting Disziplin etabliert sich aufgrund des Fachkräftemangels und professionalisiert sich zunehmend mit Tools und Rollen.
- Mitarbeiterempfehlungsprogramme. Die Kraft der eigenen Mitarbeiter:innen wurde erkannt und erste strageische MwM Programme mit Prämien (!) ausgerollt.
- IT-gestützte Kandidatenauswahl: Algorithmen kamen und halfen beim Matching. Einer der Trends in den Jahren 2015 und folgende.
Recruiting Trends 2020 – Beherrschbarkeit der Komplexität
Recruiting in den 20iger Jahren ist geprägt durch Komplexität auf allen Seiten. Somit sind die meisten Trends keine neuen, sondern alte Bekannte die sich weiterentwickelt haben.
- Digitalisierung des Recruitings. Das ist der Megatrend der 20iger Jahre. Recruiting wurde und wird zunehmend digitaler. Plattformen, der Recruiting-Prozess und Tools werden immer digital abgebildet – auch die Interviews werden digital.
- Social Recruiting und Active Sourcing. Eine neue Verbindung entstand: Active Sourcing in Sozialen Medien. Zudem wurde Social Recruiting immer mehr zur eigenständigen Recruiting Disziplin (mit eigenen Trends!)
- Fokus auf mehr Employer Branding. Werte nehmen in der Auswahl des neuen Arbeitgebers eine neue und wichtige Stellung ein. Dies führt dazu, dass Employer Branding der Nummer 1 Trend des Jahres 2020 war.
- Kandidatenzentrierte Ansätze. Die Bedürfnisse und Erwartungen der Bewerber:innen rückten stärker in den Fokus. Managementansätze der Candidate Experience werden ins Recruiting implementiert.
- Künstlicher Intelligenz (KI). KI ist auch im Recruiting gekommen, um zu bleiben. Die ersten kleinen Einsatzmöglichkeiten wurden 2020 in den Trends schon diskutiert, was daraus geworden ist, sehen wir heute.
- Datengetriebenes Recruiting: Talent Intelligence als Ziel wurde in den 2020 Trends ausgerufen. Da war die Nutzung von Daten um grundlegend das Recruiting zu verbessern aber das Maß der Dinge: Recruiting-Analytics war der 2020iger Trend.
- Recruiting Strategie. Die ersten Schritte in ein strategisches Handeln und der offene Wunsch danach wurden laut und erkennbar. Die Komplexität machte es wohl notwendig.
Recruiting Trends 2025 – Proofpoints von Machbarkeit
Klar, alles habe ich in diese Aufstellungen nicht eingebracht, was es vielleicht verdient hätte. Jedoch sieht man schön, wie sich Recruiting einerseits über die Jahre entwickelt hat und andererseits, dass es doch wiederkehrende Themen sind – die Recruiting Megatrends. Diese Trends versuche ich nun zusammenzufassen. Denn sie werden uns auch 2025 begleiten und es wird sich zeigen, was davon den ein Trend bleibt oder was davon tatsächlich machbar ist und umgesetzt werden kann.
Digitalisierung und Technologisierung.
Ein Trend, eine Bewerbung oder auch eine Strömung, die von Anfang an und immer das Recruiting maßgeblich beeinflusst hat ist die Technologie. Sie wird meiner Meinung nach auch kontinuierlich die Art und Weise wie Unternehmen Talente suchen, auswählen und einstellen revolutionieren. Die Frage ist nur wie. Als die Algorithmen kamen heiß es, dass wir uns alle ändern müssen, jetzt arbeiten sie tagtäglich für uns im Hintergrund, ohne dass wir es merken. KI tut das ja auch schon seit Jahren. Mal sehen, ob der große KI-Hype einfach wieder in der alltäglichen Anwendung verschwinden wird.
Fachkräftemangel und How -To.
Fachkräftemangel ist keine Ausrede, sondern ein Fakt. Und es gilt damit umzugehen und eben das Recruiting-Handwerk, die Recruiting-Strategie und was sonst noch dazu gehört einfach umzusetzen. Das nicht zu tun, das wäre die Ausrede. Es ist also, mit Blick auf einen Mega-Trend eher die Art und Weise der Bewirtschaftung des Marktes und die passende Adaption zu nennen – oder andres gesagt: Recruiting hat sich stetig anzupassen an verschiedene Umweltbedingungen. Das ist der Job – punkt.
Branding und Unternehmenskultur.
Ich denke es ist ausdiskutiert, dass Menschen wegen Kultur, Leadership und Aufgabengestaltung ein Unternehmen verlassen. Zudem ist es wichtig, das kulturtbasiert rekrutiert wird. Das Branding, vielmehr das Employer Branding wird immer mehr zum Employee Branding und das offensichtlich mit großem Erfolg. Hier kann ein neuer Trend konstatiert werden. Fragen könnte man sich, was passiert, wenn die Wechselspiele beginnen, wird doch jährlich von 50-70% Wechselwilligen gesprochen unter denen ja sicherlich auch Influencer befinden, die mit viel Aufwand aufgebaut wurden.
Recruiting Tools und Recruiting Programmatik.
Recruiting professioniert sich immer – das haben wir gesehen. Somit muss es sich auch weiterhin mit programmatischen Vorgehensweisen und erfolgreicher Integration von Recruiting Tools befassen. Das Neue wird sein, dass die Wertschöpfung nun in einen gesamthaften Kontext gebracht und nicht mehr als einzelne Dienstleistung- bzw. Toolsilos verstanden wird. Aus einfach wird sozusagen komplex und das gilt es wiederum zu beherrschen.
Datengetriebenes Recruiting und Automatisierung.
Daten sind wichtig – zu viel Daten können aber auch schaden. Das Sammeln von Daten ist sicherlich der erste Schritt, aber die Trends und vor allem der Einsatz erfolgreicher Datensysteme zeigen, dass die Arbeit mit Daten viel wichtiger ist. Dabei gilt eigentlich immer: weniger ist mehr und das führt auch in aller Regel zum Ziel. Wer also der Sammelwut an Recruiting Kennzahlen verfallen ist, sollte beginnen aufzuräumen und alles ein wenig in Struktur bringen. Dann das ist auch der Grundstock für eine erfolgreiche Arbeit mit Technologie.
Strategie und Organisation.
Immer mehr wird deutlich, dass Recruiting Strategie braucht und das Recruiting dazu eine eigenständige Organisation bzw. ein eigenständiges organisationales Framework benötigt. Einer der Recruiting Megatrends wird sein, dass Recruiting seine Recruitingsstrategien strukturell abbilden. Gelingt dies können die „neuen Themen“ wie beispielweise Skill-based-Hiring, bei denen ja eine ganze (HR-) Organisation mit einbezogen wird deutlich besser umgesetzt werden.
Meine Dienstleistungen
Erfolgreiche Recruiting-Strategien entwickeln
Zukunftsfähige Recruiting-Organisationen gestalten
Dabei verfolge ich das Ziel, Employer Branding, HR-Marketing und Recruiting miteinander zu verzahnen und das Recruiting als strategischen Business Partner im Unternehmen zu etablieren.