Wissen bewerte ich persönlich als einen der interessantesten und wichtigsten Produktionsfaktoren unserer Zeit. Folgerichtig ist Wissen auch eine überaus wichtige Komponente für das Recruiting und für Recruiting-Organisationen. Leider wird die professionelle Bewirtschaftung von Wissen auf der einen Seite völlig unterschätzt, auf der anderen Seite ist sie aber auch schon in einigen Teilen wieder überholt. Denn die Zeit der Informations- und Wissensgesellschaft scheint sich dem Ende zu zuneigen. Die Ära der Wissenskuration beginnt. Wissen ist durch Digitalisierung und mobiles Internet quasi immer und überall verfügbar, es muss „nur“ zur richtigen Zeit zur Verfügung gestellt oder geteilt, eben kuratiert werden. Wie jedoch Wissen und eben auch Recruiting Wissen entsteht, was der Unterschied zwischen Daten und Wissen ist, ist für Recruiting Organisationen überaus wichtig und grundständig nachhaltig. Um es hier nicht zu übertreiben, möchte ich vor allem die bekannte Wissenspyramide aufgreifen und die Entstehung von Wissen aus der Begriffshierarchie Zeichen, Daten, Informationen und Wissen kurz herleiten. Denn im Recruiting hilft es uns, grundlegend zwischen Zeichen, Daten, Informationen und Wissen unterscheiden zu können, da wir so Zusammenhänge beispielweise beim Aufbau von Recruiting-Kennzahlensystemen oder bei der Einführung von KI-Systemen besser verstehen können.
Zeichen
Auf der untersten Stufe der Pyramide bilden Zeichen den Ausgangspunkt. Bei Zeichen handelt es sich um einen Vorrat von Buchstaben oder Ziffern, die beispielsweise durch Schriftzeichen oder Impulsfolgen wiedergegeben werden können. Dementsprechend lassen sich Zeichen beliebig oft codieren und decodieren. Sie besitzen zudem keinen Eigenwert und erhalten erst durch Ordnungskriterien einen Sinn. Man kann die Zeichen „1“, „3“, „2“ und „,“ aus dem definierten Vorrat nehmen und wahllos nebeneinanderstellen, ohne dass sie eine konkrete Aussage treffen.
Daten
In der folgenden Hierarchiestufe finden sich Daten, die durch Zeichen repräsentiert werden. Das heißt, die Zeichen werden erst durch Sortierung nach bestimmten Regeln zu einem Datum. Im Recruiting sammeln wir im Tagesgeschäft viele Daten, sie sagen aber in dieser Form nichts über die Produktivität oder Qualität einer Recruiting-Organisation aus, da sie in diesem Aggregationszustand keine Wertung oder Interpretation zulassen. Daten sind aber ein wichtiges Rohmaterial für die Erstellung von Informationen.
Information
Der Sprung von Daten zur Information geschieht, indem die Daten in einen sogenannten Bedeutungskontext gesetzt werden. Eine geordnete Zahlenfolge „1,32“ gewinnt erst an Bedeutung, nachdem ihr zum Beispiel eine Währungseinheit zugeordnet wurde: 1,32 Euro. Diese formale Transformation von Daten zur Information ist ein sehr entscheidender Punkt, da durch ihre Interpretation erst qualitatives Arbeiten möglich wird.
Wissen
An der Spitze der Pyramide ist das Wissen zu finden. Die Entstehung ist durchaus ein Stück komplexer und kann als eine zweckorientierte Vernetzung von Informationen beschrieben werden. Um einen Vernetzungsvorgang durchführen zu können, bedarf es einer begründeten Kenntnis darüber, in welchem Zusammenhang die einzelnen Informationen zueinander stehen und wie diese sinnvoll miteinander vernetzt werden können. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Wissen stark von Personen und ihrem persönlichen Erfahrungsschatz und ihrer Interessenlage abhängig ist. Es ist immer ein menschlicher Akt, wenn aus Daten und Informationen Wissen entsteht.