Neue Technologien, wie die Blockhain beispielweise besitzen für uns Laien meist zwei Seiten einer Medaille: Auf der einen Seite finden wir das Neue, die neue technologische Errungenschaft, die uns mehr Wertschöpfung in unseren Berufsalltag bringen soll, super und absolut erstrebenswert. Auf der anderen Seite schwingt doch immer wieder ein gutes Stück Skepsis mit, die aus unterschiedlichen Beweggründen zustande kommt. Besonders bei Technologien, die nun doch recht „weit weg“ von der eigenen Praxis sind, scheint die Skepsis größer, obwohl dies gar nicht der Fall sein müsste. Bei der Blockchain kommt es mir in Bezug auf den HR und den Recruiting Bereich aber genauso vor. Daher haben wir uns im letzten HR TEC Talk am Tresen zwei Blockchain Profis eingeladen, die uns HR basierte Anwendungsszenarien für die Blockchain nähergebracht haben. Während des Talks habe ich mit den beiden Speakern Fabian Süß und mit Oliver Naegele (HELIX AG) vereinbart, dass wir uns das Thema noch einmal näher anschauen. Und genau das tun wir jetzt!

Hallo Oliver, super, dass es klappt und wir uns zum Thema Blockchain in HR nochmal austauschen können! Zu Beginn aber doch nochmal die Bitte, stell dich und die Blockchain HELIX AG doch einmal kurz vor!

Hi Michael. Ich freue mich auch sehr auf das Interview mit dir. Kurz zu mir, ich bin Gründer und Geschäftsführer von Blockchain HELIX. Wir sind Blockchain-Technologie StartUp aus Frankfurt am Main. Gegründet habe ich in 2016. Was tun wir in einfachen Worten? Wir digitalisieren Identitäten. Mit unserem Produkt helix id bieten wir ein ID-Ökosystem an und revolutionieren damit Onboarding-Prozesse für Unternehmen und Verbraucher:innen.

Unser Ziel ist mit helix id für mehr Vertrauen und Sicherheit im Internet zu sorgen. Ganz aktuell starten wir in Frankfurt gerade eine Smart City Initiative mit unserer City-App FFM ID. Ziel ist für alle Frankfurter:innen und Besucher:innen ein konsistent digitales Stadt-Angebot ohne Medienbrüche in einer einzigen App verfügbar zu machen. Damit sollen täglich erlebbare digitale Services und Dienstleistungen mit maximaler Sicherheit und Einfachheit genutzt werden.

So, nun ist die Anwendung von Blockchain in HR ja eigentlich ein recht breites Thema, denn wir könnten sie in unterschiedlichen Szenarien einsetzen. Ihr bei der Blockchain HELIX AG habt euch aber auf ein Themengebiet, nämlich das Abbilden von Vertrauen in die Blockchain spezialisiert. Was heißt das denn genau?

Wir haben eine ganz klare Vision: 2023 ist Blockchain HELIX europäischer Marktführer im E-Identity-Management und bietet mit helix id die verifizierte sichere Digitale Identität für jeden Bürger:innen in Europa und Unternehmen an.

Um das zu erreichen bringen wir zwei neue Komponenten in die digitale Welt ein. Zum einen selbstbestimmte Nutzer:innen, die ihre persönlichen Daten selbst verwalten und zum anderen ein Vertrauen was als nachweisbare verifizierbare Ansprüche verankert wird. Damit schaffen wir ein Vertrauensnetzwerk in dem jede Organisation und jeder Nutzer durch eine digitale Identität (DID) identifiziert und verifiziert ist.

Die Frage, um die es dabei immer geht: Wie schaffen wir es analoges Vertrauen in die digitale Welt zu transferieren?

In der realen Welt kenne ich mein Gegenüber, meine Geschäftspartner und ergänze bei weitergehenden Geschäftsbeziehungen meine Kenntnis des Gegenübers mit einer Identitätsüberprüfung. In der digitalen Welt fehlt uns aktuell diese Kenntnis oftmals. Das führt zum Beispiel dazu, dass viele Verbraucher:innen nur deshalb bei Amazon einkaufen, weil sie die Sicherheit  haben, dass es kein Fake-Shop ist. Wenn wir miteinander handeln, brauchen wir belastbares Vertrauen.

Dabei geht es nicht darum, Vertrauen in die Blockchain als Technologie zu haben, dies wäre viel zu abstrakt. Vielmehr geht es darum, dass ich als Nutzer auf Anfrage überprüfen kann, wer mein Gegenüber geprüft hat und wie. Diese sogenannten Verifizierbaren Ansprüche (VC) können jede Art von Information beinhalten. Das können klassische Onboarding-Informationen, Führerscheine, Zertifikate von Hochschulen oder auch Karriereinformationen sein. Wichtig dabei ist die vollständige Hoheit über meine persönlichen Daten und die Möglichkeit einer gezielten Weitergabe und Rücknahme nach den Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Damit ergeben sich völlig neue effiziente Möglichkeiten, ohne die persönlichen Rechte der Nutzer:innen zu gefährden.

Okay, super spannend! Und wenn wir den Fokus nun wieder ein wenig breiter ziehen: wo, in welchen Bereichen denkst du, dass sich denn die ersten allgemeinen „Blockchain-Flächen-Anwendungen“ in HR etablieren werden?

Ich habe meine Karriere im HR-Bereich im Jahr 2000 gestartet und über 17 Jahre ein großes Jobportal auf allen Ebenen betreut. Im HR-Bereich geht es um die Verarbeitung von Karriere- und Arbeitnehmerdaten. Ob es die Vermittlung von Arbeitnehmer:innen mit bestimmten notwendigen Zertifikaten, die Betreuung der Mitarbeiter:innen über ein Software-Tool oder die Steuerung von Zugängen und Berechtigungen innerhalb und außerhalb des Unternehmens sind – immer sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Die Kosten zur Einhaltung des Datenschutzes und der Überprüfung von Diplomen oder anderer zugesagter Fähigkeiten sind enorm und von kleineren Firmen nur noch sehr schwer zu bewältigen. Was passiert eigentlich, wenn ich als Krankenhaus einen Arzt beschäftige, dessen Abschlüsse gefälscht waren? Wir hatten in Frankfurt einen Fall eines Professors der Biologie, der jahrelang am Lehrstuhl lehrte und etliche Doktoranden hatte. Es stellte sich heraus, dass seine Diplome gefälscht waren und dass er die Hochschule durch private Verkäufe von seltenen wissenschaftlichen Stücken schädigte. Schließlich musste der komplette Lehrstuhl aufgelöst werden und etliche Mitarbeiter verloren ihren Job. Die Reputation der Hochschule litt ebenfalls stark.

Auch in anderer Richtung sind überprüfte Identitäten wichtig. Wie häufig wird man von Headhuntern angesprochen und meine persönlichen Daten wandern in unbefugte Hände. Karrierenetzwerke wie LinkedIn bieten keinen echten Schutz.

Und noch eine Frage zum Abschluss: Würdest du HR´lern empfehlen sich nicht nur im Rahmen von Bitcoin, sondern darüber hinaus mit der Blockchain zu beschäftigen da sie immer wichtiger wird?

Die tiefgreifende technische Beschäftigung mit dem Thema Blockchain würde ich nur den Ambitioniertesten empfehlen. Es gibt aber ganz einfach Möglichkeiten sich mit dem Thema von der Wirkungsweise zu nähern. Dazu ein paar Fakten: Bitcoin hat aktuell eine Marktkapitalisierung von ca. 600 Milliarden Dollar. Alle diese Werte sind öffentlich zugänglich und mittels der Blockchain abgesichert. Jetzt kann sich jeder die Frage stellen, ob er einer Technologie, die eine solche Summe absichert auch die Echtheit von persönlichen Daten zutraut.

  • Es gibt nur ein paar wichtige Dinge die ich als HR`ler über digitalen Identitäten und Blockchain wissen muss.
  • Wir speichern keine personenbezogenen Daten auf der Blockchain.
  • Wir verwenden ein verteiltes (dezentrales) System und sparen dadurch Kosten für Infrastruktur, Verfügbarkeit und überwinden Datensilos.
  • Blockchain wie wir sie verwenden ist sehr energie-effizient. Bitcoin hat hier einen anderen Algorithmus und einen anderen Ansatz was die Erzeugung von neuen Knotenpunkten angeht.
  • Die angewandte Verschlüsselung ist noch auf Jahre sicher genug.

Selbst die Europäische Kommission und die deutsche Regierung setzt bei ihren zukünftigen Bürgerdiensten auf diese Technologie.

Dabei ist Blockchain nur ein Werkzeug in einer ganzen Reihe von Tools, die im Maschinenraum des Internets der Zukunft werkeln. Aber es ist das Tool, dass den Nutzer zum ersten Mal als einen eigenständigen Akteur im Internet präsentiert.

Oliver, es war mir eine Freude! Dank dir vielmals!

Der nächste HR TEC Talk am Tresen findest übrigens am 04.05.2021 wieder live auf unserem YouTube Channel statt.

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